Bienen im Olymp
Bienen
Die Honigbiene, um die wir Imker uns kümmern, ist nur eine von über 500 Bienenarten in Deutschland. Während es sich bei der Honigbiene um eine vom Menschen domestizierte Biene handelt, handelt es sich bei den anderen Bienen um sogenannte Wildbienen. Dazu zählen zum Beispiel die Hummel oder die Mauerbiene.
Die meisten von ihnen leben nicht wie unsere Honigbienen in Völkern, sondern allein und werden deshalb auch Solitär-/ Einsiedlerbienen genannt. Sie leisten genau wie die Honigbiene viel Arbeit bei der Bestäubung von Blüten. Zum Teil sind die einzelnen Arten sogar so spezialisiert, dass nur sie eine Blütenart bestäuben können.
Wildbienen
Es gibt 561 Wildbienenarten in Deutschland, über die Hälfte davon stehen auf der roten Liste. Zwar wird 80% der Bestäubungsleistung von Honigbienen erbracht aber Wildbienen sind ebenso wichtig. Sie bestäuben häufig seltene Pflanzen, die genau auf eine Bienenart angepasst ist und deshalb nicht von allen Arten bestäubt werden kann (Möhren, Ackerbohnen und Tomaten). Diese Pflanzen bieten wiederum Nahrung für andere Insekten, doch auch Wildbienen selbst sind Nahrung für Vögel. 2017 wurde ein Rückgang der Gesamtinsektenmasse gemeldet, auf den auch der Rückgang an Vögeln zurückgeführt werden kann. Dieser Rückgang ist zurückzuführen auf den anstieg an versiegelten Flächen und auf den Einsatz von Pestiziden wie Neonikotinoiden. Abhilfe können Nisthilfen schaffen.
Nisthilfen
Mit der Entwicklung von Rasenmährobotor, dem Bau von sterilen Steingärten und der schnellen Entfernung von Morschholz werden den Wildbienen leider viele natürliche Nistplätze genommen. Wir möchten dafür sensibilisieren und bauen dafür das ganze Jahr über immer wieder neue Unterschlupfmöglichkeiten. Die Nester von Wildbienen werden in Schilfrohre, in lehmigen Boden, in zum Teil morsche Holzstämme oder in ausgehöhlte Baumstämme gebaut. Wir entwickeln außerdem gerade in Kooperation mit dem Werkstatt-Ausschuss und dem Töpfer-Ausschuss eine Wildbienennisthilfe speziell auf unsere Olympiadorfbungalows angepasst. Hier sollen dann viele verschiedene regional vorkommende Arten nisten können. Damit geben wir den Wildbienen wieder Lebensraum zurück, der in der Großstadt leider verloren gegangen ist.
Wildblumenwiese
Um unser Olydorf etwas schöner zu gestalten, aber natürlich auch um unseren Wildbienen, Honigbienen und vielen anderen Insekten, wie z.B. Schmetterlingen und Käfern eine Nahrungs- und Heimatquelle zu schaffen, haben wir Imker beschlossen, Wildblumenwiesen mit Nistmöglichkeiten anzulegen.
Eine davon befindet sich am Ende der U-Gasse, zusammen mit dem dort entstehenden Imkergarten. Weitere Wildblumenstreifen und Nisthilfen befinden sich auf unserem Bienenstand im Olympiapark.
Da weder Düngung noch Pflanzenschutz nötig sind, bietet diese Wildblumenwiese eine einfache Möglichkeit die Bodendiversität zu fördern und sieht dabei auch noch hübsch aus.
Angesät wurde sie im Frühjahr 2019 und im Frühjahr 2020, da der ideale Zeitpunkt zur Saat in einem Zeitraum mit feuchtem Wetter liegen sollte, so dass genügend Feuchtigkeit zum Ankeimen der Samen vorhanden ist. Einige Wildblumen sind sogenannte Kaltkeimer. Im folgenden Jahr im Frühling zeigt sich dann die gesamte Blütenpracht.
Gerne wollen wir auch noch an anderen Orten rund um das Olydorf Wildblumenwiesen anlegen, auch um unseren regionalen Wildbienen eine vielfältige Nahrungsgrundlage zu bieten. Im Zeitalter von Monokulturen können sie bei uns abwechslungsreichen Nektar sammeln.
Hummelnistkästen
Nanu, welches Insekt fliegt denn da so auffällig tief im zick zack über den Erdboden? Und warum?
Falls Sie auch schon einmal über diese Frage während eines kleinen Gartenrundgangs im Frühjahr gegrübelt haben, so ist die Erklärung ganz simpel:
Meist sind Hummeln eine der ersten tierischen Gäste in unseren Gärten. Anders als bei der Honigbiene, wo immer das ganze Bienenvolk, bestehend aus Königin und Winterbienen, den Winter überleben, sterben bei den Hummeln außer der bereits begatteten Jungkönigin alle anderen Tiere im Herbst ab. Im zeitigen Frühjahr, ab Februar und bei Temperaturen bereits ab 2°C, gehen diese jungen Königinnen auf Nistplatzsuche. Dazu werden Totholzhaufen, Steinspalten und Mäuselöcher gründlich inspiziert, manchmal auch Vogelnester oder gar Hausisolierungen. Manchmal muss sogar die ein oder andere Maus ihr Nest für die kampflustige Hummelkönigin „dicke Berta“ räumen!
Ist der perfekte Platz endlich gefunden, beginnen sie ein neues Hummelvolk zu gründen.
Dabei zehren die Jungköniginnen zunächst noch von Nahrungsvorräten aus dem Vorjahr, den sie in ihrem Honigmagen eingelagert haben. Bald sind die Vorräte allerdings aufgebraucht. Nur um optimal in die Brutsaison starten zu können, ist es wichtig, dass rechtzeitig nektarspendende und pollenreiche Blüten zur Verfügung stehen.
Wir Studenten der „Bienen im Olymp“ haben uns auch für diese Gäste vorbereitet. So stehen bereits drei Hummelnistkästen aus Holz als zweihäusiges System, für unsere jungen Hummelköniginnen seit letztem Jahr 2019 zur Verfügung. In der kommenden Saison wollen wir in Kooperation mit dem Töpferauschuss des Olympiadorfes weitere Hummelnistkästen bauen. Wir haben uns für gut klimatisierte Hummelkugel aus Ton/Keramik entschieden.
Diese Nistkästen sind ideal für die meisten Hummelarten, so können wir auf den Besuch der
dunklen Erdhummel – Bombus terrestris: häufige Hummelart, zwei schmale dunkelgelbe Querbinden auf dem kopfnahen Thorax (Brustbereich, direkt hinter dem Kopf beginnend) und auf dem 2. Tergiten (Rückenplatte des Abdomens (Hinterleib)) mit weiß gefärbtem Hinterleibende),
der hellen Erdhummel – Bombus lucorum: leicht zu verwechseln mit der dunklen Erdhummel, aber zwei zitronengelbe Querbinden auf dem kopfnahen Thorax (Brustbereich, direkt hinter dem Kopf beginnend) und auf dem 2. Tergiten (Rückenplatte des Abdomens (Hinterleib)) und ebenfalls weiß gefärbter Hinterleibsende) und
der Steinhummel (Bombus lapidarius: die Weibchen sind größtenteils schwarz mit einem auffallend dunkelrot gefärbten Abdomen (Hinterleibende)), aber auch auf andere zahlreiche Arten hoffen.
Schlechtwetterphasen machen unseren heimischen Hummeln stark zu schaffen – es herrscht dann oft Nahrungsmangel. Findet man eine entkräftete Hummelkönigin im Garten oder auf der Terrasse, lässt sich dem Tierchen recht einfach helfen. Ein halber Teelöffel Zucker in lauwarmes Wasser aufgelöst ist meist schon ausreichend.
Wer jetzt im zeitigen Frühjahr einer Hummelkönigin hilft, rettet nicht nur ein einziges Tier, sondern gleich einen ganzen, noch im Entstehen begriffenen Hummelstaat.
Einer entkräfteten Honigbiene ist dahingegen nicht mit Zucker zu helfen. Im hochkomplexen Lebenssystem der Honigbienen sind Bienen, die ihr Lebensende erreicht haben, für den Außendienst (zum Beispiel Nektar sammeln) zuständig. Das hat den Vorteil, dass sie in der Regel außerhalb des Bienenstockes sterben und so keine Krankheiten verbreiten. Da hilft dann leider aber auch kein Zuckerwasser mehr.
Klotzbeute
AUS ZU HOHEM AUFWAND LEIDER GESCHEITERT – WIR HELFEN IHNEN ABER GERNE BEI IHREM PROJEKT
Die ursprüngliche Behausung der Honigbiene war Jahrtausende lang ein ausgehöhlter Baum, nachdem Vögel oder Fledermäuse dort ihr Nest verlassen hatten. Die Zeidlerei befasste sich damals schon mit diesen Bienen und erntete den Honig aus den Bäumen. Vor etwa 3000 Jahren begannen die Menschen die Honigbienen in Körben und noch später in Holzkisten zu halten. Damit fing die heute bekannte Art der Haltung in Holzbeuten an, die auch wir nutzen und die sich ständig weiterentwickelt.
Wir möchten jedoch auch die natürliche Lebensweise der Honigbiene, wie sie auch heute noch bei wilden Honigbienen vorkommt, zeigen und studieren und wollen deshalb eine sogenannte Klotzbeute bauen. Dies ist ein Teil eines dicken Holzstammes, den wir aushöhlen und für ein Bienenvolk präparieren. Anschließend soll ein Volk in diesen Baum einziehen und wird vollkommen selbstständig seine Waben bauen, ohne dass wir die Form oder Richtung vorgeben, wie das bei den heutigen Beuten der Fall ist. Die Bienen haben es so bei der Klimaregulation einfacher. Aus imkerlicher Sicht ist die Betreuung eines Bienenvolkes in einer Klotzbeute eine Herausforderung. Viele Hilfestellungen, die ein Imker einem Volk geben kann, entfallen oder sind deutlich schwieriger durchzuführen.
Königinnenzucht
In deutschen Imkerein überwiegt seit den sechziger Jahren die Rasse Apis mellifera carnica. Diese ist durch den Menschen durch gezielte Zucht teilweise domestiziert worden. Hierbei spielen sowohl wirtschaftliche Kriterien wie Honigleistung, aber auch praktische Kriterien wie Sanftmut, Schwarmneigung und sehr wichtig, auch gesundheitliche Kriterien wie die Volksstärke, Varroatoleranz, Resistenz gegenüber von Krankheiten und Winterfestigkeit eine Rolle. Die Königinnenzucht wird organisiert und durchgeführt durch den Deutschen Imkerbund (D.I.B.), den verschiedenen Bieneninstituten und vielen erfahrenen und ausgebildeten Züchtern. Für unsere Vermehrung spielen vor allem die Punkte Sanftmut (aufgrund der vielen Führungen & der Stadtimkerei) und die Resistenz gegenüber von Krankheiten eine Rolle. Hierfür haben wir 2019 zum Beispiel unsere Königinnen auf eine Belegstelle in die Alpen gebracht. Dort konnten sie auf Ihren Hochzeitsflug gehen und sich begatten lassen.
Bienenstockwaage
Über das weltweite Lehr- und Forschungsprojekt „HOBOS (HOneyBeeOnline-Studies)“ unter Leitung von Herrn Professor Tautz (Universität Würzburg) werden zurzeit deutschlandweit intelligente Stockwaagen, eine Art Messsystem, am und im Bienenstock gebaut. Durch modernste Technik in und außerhalb der Bienenbehausung können verschiedenste Messwerte wie Luftfeuchtigkeit, Luftdruck Flugaktivität, Stockgewicht, Stocktemperatur, Nestfeuchte, etc. aufgezeichnet und zusätzlich in ein Internetportal übertragen werden.
Ähnlich wie die Forscher der Würzburger BEEgroup möchten auch wir mit Hilfe von Bienenstockwaagen und Webcams ungestört Einblicke zu jeder Zeit in unsere Völker bekommen, um dann gezielter an den Völkern arbeiten zu können.
Für uns Imker bedeutet dies eine Erleichterung und Bereicherung unserer alltäglichen Arbeit am Bienenstock, denn diese Messwerte liefern vielerlei hilfreiche Ergebnisse. So kann der tägliche Flugbetrieb anhand der Gewichtsveränderungen gemessen werden. Ebenfalls wird damit ersichtlich, zu welchen Uhrzeiten die Bienen die meisten Pollen und Honig suchen. Auch zur Kontrolle im Winter geben die Messwerte Hinweise auf die Vitalität eines Volkes, so wird zum Beispiel die Brutraumtemperatur als Indiz zur Brutaktivität der Königin herangezogen, man weiß genau in welchem Zeitraum eine Brutpause einsetzt, welches wiederum für weitere imkerliche Tätigkeiten von Vorteil sind.
Nützliche Seiteneffekte im Sommer sind zum Beispiel die Messung des Honigertrages anhand der Gewichtsdifferenz zum Vortag. Bei einer plötzlichen Gewichtsabnahme kann ein möglicher Diebstahl des Bienenvolkes erkannt werden. Überdies kann ein Frühwarnsystem Auskunft darüber geben, ob eine große Anzahl an Bienen, z. B. ein ausziehender Bienenschwarm, den Bienenstock verlassen haben. Diesen können wir dann zeitnah eine neue Behausung anbieten.
Natürlich profitieren auch Besucher davon, denn diese können rund um die Uhr Zugriff auf Daten aus unseren Bienenstöcken erhalten. Unser Ziel ist es, das Verständnis über die hochkomplexen Lebensvorgänge und das Verhalten der Honigbiene so noch einfacher zu vermitteln.
Derzeit bauen wir ein Prototyp mit Gewichtssensor, Temperatursensor, Feuchtigkeitssensor und einem Luftqualitätssensor. Diese Stockwaage soll autark mittels eines Solarpanels laufen. Ein Internetstick ermöglicht den Datentransfer. Das System nennt sich HoneyPi und basiert auf den Raspberry Pi Zero.
Wir planen unsere Messdaten und ggf. Webcams dann hier zu veröffentlichen.
Bienenschwarm
Wenn ein Bienenvolk sich vermehren will, teilt er sich auf. Dabei verlässt die alte Königin mit bis über 10.000 Bienen plötzlich in einem großen Schwarm den Bienenstock und lässt sich in der Umgebung nieder. Dort gehen Sucherbienen dann auf “Wohnungssuche“.
Nicht nur der Mensch hat es in München schwer mit den Wohnungen. Auch die Bienen finden häufig kein adäquates neues Zuhause.
Wenn sie auf einen solchen Schwarm treffen melden sie sich bitte bei https://schwarmrettung.de/
Nachdem sie den Schwarm gemeldet haben, nutzen Sie doch die Zeit, gönnen sich eine Verschnaufpause vom Alltag und schauen den Bienen einfach mal zu. Ein Schwarm auf Wohnungssuche ist sehr stechunfreudig, Sie können also ungefährdet ein absolutes Wunder der Natur bestaunen.